Der Kurs in meinem Garten

Vorab, nebenher und zwischendurch

Ein Beitrag von Hans Fuchs

 

Themen dieses Beitrages sind zwar Gründüngung, Mulch und Zwischenfrucht, doch in meinem Garten lassen sich die drei nicht eindeutig trennen und so gereicht es nur zum Überblick…

 

Auf meinen Beeten wechselt sich eine Gemüsereihe mit einer Spinatreihe ab. Solange die Gemüsekulturen die Reihen noch nicht schließen und sich noch keine Schattengare einstellen kann, nutze ich den Spinataufwuchs als Mulch zwischen den Kulturen. Geschnitten wird der Spinat ab einer Blatthöhe von etwa 10 cm. Sobald sich der Reihenschluss aber abzeichnet, wird der Spinat nach Möglichkeit niedergetreten. (Hacken versuche ich zu vermeiden, würden doch zu viele Spinatpflanzen aus dem Boden gerissen, deren Wurzelmasse dann dem Bodenleben entzogen wäre).

 

Die Beetreihen, die für eine später auszusäende (Buschbohnen, späte Möhren) oder auszupflanzende Kultur (Knollenfenchel, Kohlarten) vorgesehen sind, werden mit einer Voraussaat (Gemisch aus Buchweizen und Phazelia) bestellt. Folgt dann das vorgesehene Gemüse, wird der Aufwuchs der Voraussaat niedergetreten oder abgeschnitten und zwischen den Reihen abgelegt.

 

 

In meinem Anbauplan ist jede fünfte für eine Kultur vorgesehene Reihe Kleegras oder Luzernekleegras vorbehalten (der Anbau geschieht zur Bodenaufbesserung und wird nach dem dritten Jahr umgebrochen). Geschnitten wird vor dem Ähren- und Rispenscheiben der Gräser, das Mahdgut dient gleichzeitig als Regenwurmfutter und Mulch.

 

Gründüngung im engeren Sinne (Einarbeiten junger Pflanzenteile in die Bodenkrume) betreibe ich also nicht.

 

Zwischenfrüchte (ein freihändiges Gemenge aus Buchweizen, Feldsalat (dessen Wurzelausscheidungen die Regenwurmtätigkeit anregt), Lupine oder Inkarnatklee, Lein und Phazelia) säe ich nach der Ernte jener Gemüse aus, die das Beet ab August räumen. Diese Mischung friert über Winter ab und hält die Krume vortrefflich bedeckt.

 

 

Andere Freistellen auf den Beeten fülle ich mit Kapuzinerkresse auf, deren Stroh im Folgejahr ein hervorragendes Abdeckmaterial für die neuerlich angelegten Kartoffeldämme liefert.

 

Soweit nötig, werden die Beete zudem noch mit Laub, angewelktem Rasenabschnitt oder Stroh abgedeckt (als Beigabe etwas Tonstaub eingestreut). Doch zuvor erhalten die Beete eine letzte Hornmistgabe (Hornmist verabreiche ich nicht nur zu den Aussaaten und nach Rasenschnitten, sondern auch, bevor eine großflächigere Mulchdecke angelegt wird).

 

Diese „Winterdecke“ wird im Frühling, sobald das Wetter eine neue Aussaat erlaubt, abgeräumt.

 

Soweit zu meinem Umgang mit Gründüngung, Mulch und Zwischenfrüchten.

 

 

Im zweiten Vortrag äußerte sich Rudolf Steiner zu Gründüngung, Mulch und Zwischenfrucht abwägend – zum besseren Verständnis seiner Zurückhaltung sei in knappen Sätzen sein Pflanzenverständnis aus einem Vortrag vom 31. Oktober 1923 (GA 351, Seite 117 bis 124) wiedergegeben:

 

Nach Rudolf Steiners Ansicht erwachsen krautige Pflanzen und verholzende Bäume zunächst aus einem Saftstrom, der seinen Quell im Irdischen hat und alles, was den Boden ausmacht, in das pflanzliche Sein hineinträgt. Oberirdisch trifft dieser Saftstrom (im Vortag „Holzsaft“ genannt) neben dem Licht auf die Luftfeuchtigkeit und eröffnet sich so die Möglichkeit zur Blatt-, Rinden-, Knospen- und Blütenbildung. Es ist diese veränderte Umgebung, die ihn zum „Lebenssaft“ wandelt. Dieser  Saftstrom wiederum durchzieht das ganze  Blattwerk einer Pflanze, fließt Richtung Wurzel und darüber hinaus in das sie umgebene Erdreich (gleichsam eine entgegengesetzte Bewegung zum aufsteigenden Holzsaft). Soweit dieser Lebenssaft jedoch in der Pflanze verbleibt, formt er sich zum Kambium zwischen Pflanzeninneres (Mark oder Holz) und Rinde aus. Während die Pflanze durch ihren Holzsaft mit der Erde in Verbindung steht und durch den Lebenssaft über Blätter und Rinde mit der oberirdischen Umgebung, verbindet das Kambium die Pflanze mit dem Kosmos.

 

Nicht zu übersehen, dass in diesem Pflanzenverständnis bereits die Empfehlung zu den Präparaten Hornmist und Hornkiesel (Seite 112, Zeile 11 bis Seite 117, Zeile 9) sowie in Hinblick auf das Kambium das im zweiten Vortrag angedeutete Tonpräparat (Seite 56, Zeile 27 bis Seite 57, Zeile 2, wie auch Seite 60, Zeile 9 bis 21) schlummert.

 

In den bereits durchgearbeiteten Vorträgen verzichtete Rudolf Steiner auf die heute gängige Unterscheidung zwischen Nähr- und Dauerhumus, was jedoch zum genaueren Verständnis seiner Hinweise hilfreich gewesen wäre; drum seien hier die beiden Humusarten kurz vorgestellt:

 

Unter dem Begriff „Nährhumus“ werden alle abgestorbenen Pflanzenteile und Bodenorganismen im Boden zusammengefasst. In seiner Gesamtheit ernährt er die Bodenorganismen, die wiederum organische Subtanz im Boden abbauen und neben einer Durchlüftung des Bodens zur Pflanzenernährung durch ihre eigenen Ausscheidungen beitragen. 

 

„Dauerhumus“ entsteht durch den fortgesetzten Abbau von Nährhumus, ist selbst aber nur noch schwer abbaubar. Von den mineralischen Bodenbestandteilen eingebunden, erhöht er nicht nur die Nährstoff- und Wasserhaltefähigkeit der Kulturböden, sondern kann auch ihrer Erosion vorbeugen. Ein erhöhter Dauerhumusgehalt in der Bodenkrume zieht eine dunklere Bodenfarbe und damit verbunden  eine raschere Bodenerwärmung nach sich.

 

„Wir müssen die Pflanze der Erde annähern in ihrem Wachstum. Das aber kann nur dadurch geschehen, dass wir wirklich das schon auf der Erde vorhandene Leben … das nicht bis zur Samenbildung vorgedrungen ist, sondern in der Organisation der Pflanze vorher aufgehört hatte … dass wir das auf der Erde befindliche Leben doch in das Pflanzenleben hineinbringen. Und da kommt … die reiche Humusbildung im Haushalte der Natur dem Menschen sehr zugute. (Die Humusbildung) beruht darauf, dass dasjenige, was aus dem Pflanzenleben kommt, aufgenommen wird in den Naturprozess.“ (Seite 63, Zeile 24 bis Seite 64, Zeile 6, gekürzt)

 

Festzuhalten bleibt: Beim Heranwachsen der unserer Ernährung zugedachten Gemüse sollen gezielt irdische Strömungen in der Kulturpflanze gefördert werden und die Humusbildung selbst wird durch das, worauf sie nach Rudolf Steiner zurückgreifen darf, zu einem rein irdischen Vorgang.

 

Im Sinne Rudolf Steiners sind Gründüngung und Mulch zur Förderung unserer Gemüsekulturen nur hilfreich, soweit sich ihr Ausgangsmaterial nur aus frischen (nicht angewelkten?), noch nicht in die Blütenbildung übergegangenen Pflanzenteilen zusammensetzt. Auch wenn derartige Kulturmaßnahmen zuvorderst dem Gemüsebestand zugedacht sind, sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass diese Maßnahmen darüber hinaus ihren Niederschlag in der Güte der Bodenkrume finden. Letztlich endet eine solche Pflegemaßnahme eben nicht nur auf der Ebene der angebauten Kultur und der Humusbildung, sondern reicht weit darüber hinaus.

 

Rudolf Steiner scheint diesen Zusammenhang zumindest erahnt zu haben, als er darauf hinwies, dass das, „was dem Irdisch-Lebendigem nahesteht, die Humusbildung, das Licht nicht aufnimmt, nicht zur Wirkung bringt in der Erde und daher lichtloses Wirken erzeugt.“ (Seite 70, Zeile 8 bis 11)

 

 

 

Das hier skizzierte Szenario wäre zwar der tragische Ausschluss des auf den Seiten 59 und 60 beschriebene Winterwirkens aus unseren Gärten. Doch der Weg hin zu einem solchen Bodenzustand ist weit und von einigen Warnhinweisen gesäumt:

Zunächst die Bodenfarbe, erst dunkelbraune oder schwarzgraue Farbtöne wären ein ernster Hinweis auf eine entsprechende Gefährdung der Bodengüte. Des weiteren das vermehrte Auftreten bestimmter Zeigerpflanzen, wie Große Brennnessel, Persischer Ehrenpreis, Rote Taubnessel oder Vogelmiere, die für eine (erhöhte) Humusanreicherung in der Bodenkrume stehen; doch leider werden sie oft als Unkräuter verkannt und ihre stillen Hinweise nicht gewürdigt. 

 

Vorbeugend ist es in diesem Zusammenhang nicht verkehrt, in seine Zwischenfruchtmischung Pflanzen aufzunehmen, die Pfahlwurzeln ausbilden (siehe hierzu Seite 66, Zeile 8 bis 27), wie Klatschmohn, Lein, Ölrettich oder Wegwarte und mit Kompostgaben und anderen Düngern (auch Pflanzenjauchen!) zurückhaltend umzugehen.

 

 

Im Saatenkatalog 2018 der Bingenheimer Saatgut AG ( Kronstraße 24, 61209 Echzell ) werden auf der Seite 76 bis 79 eine Vielzahl an Saaten und Saatenmischungen von zur Gründüngung geeigneter Pflanzen samt kurzer Beschreibung angeboten und darüber hinaus auf den Seiten 94 bis 104  einjährige Sommerblumen, von denen sich einige als Begleitpflanzen zu den Gemüsekulturen eignen. Ihre Kurzbeschreibungen enthalten keine entsprechenden Hinweise; Anregungen finden sich aber in den beiden Fibeln "Blumen im Nutzgarten" und "Pflanzen duften den Garten gesund" der Abtei Fulda (Nonnengasse 16, 36037 Fulda).

 

 

11/2017