Der Kurs in meinem Garten

Pflanzliches, allzu Pflanzliches…

Ein Beitrag von Hans Fuchs

 

Den meisten unserer Gemüsepflanzen wohnt, wie bereits ausgeführt, die zweite Pflanzenhülle inne. Doch wie ist mit dem Umstand umzugehen, dass unser Ernteverhaltenden den Lebenszyklus vieler Gemüsepflanzen abrupt beendet?

 

Auch Gräser werden durch Beweidung in ihrem Lebenszyklus gestört. Doch im Unterschied zur Gemüseernte bleiben ihr Wurzelgeflecht in der Erde und ihr oberirdischer, bodennaher Aufwuchs erhalten; beide sind anschließend Ausgangspunkt neuen Wachstums, was übrigens auch für die zweikeimblättrigen Kräuter einer Weide gilt.

 

Aus dem Blickwinkel einer Pflanze mag das Gemüsebeet eher den Charakter einer Weide haben (Beweidung oder Mahd finden vor dem Ähren- und Rispenschieben der Gräser statt), als den eines Ackers (welches Gemüse verweilt schon bis zur Abreife seiner Körner oder Samen auf den Beeten?). Für die Gartenarbeit jedoch hilfreicher ist das Erkennen einer Kontinuität, die der durchgehende Bewuchs einer Weide oder Wiese mit seiner Pflanzengemeinschaft vorlebt.

 

Rudolf Steiner selbst führt im vierten Vortrag eine derartige Pflanzengemeinschaft recht einfühlsam in seine Betrachtungen ein (Seite 106, Zeile 18 bis Seite 107, Zeile 9). Ihnen vorangestellt sind solche zum Werdegang (Lebenszyklus) einer Pflanze (Seite 64, Zeile 15 bis Seite 67, Zeile 10). 

 

 

Ein Weg, eine in sich stimmige Pflanzengemeinschaft auch auf unseren Gemüsebeeten gedeihen zu lassen, wäre eine nach den Grundsätzen der Mischkultur ausgestaltete Fruchtfolge (Anregungen hierzu bitte unserer Literaturliste und Bildergalerien entnehmen). So fänden anspruchsvolle und genügsame, tief- und flachwurzelnde, schmal- und breitblättrige, schnell- und langsamwüchsige Gemüse zusammen.

 

 

Dieses Beziehungsgeflecht ließe sich durch einjährige Blühpflanzen abrunden, die zudem im Herbst in die Samenausbildung mit anschließender Abreife und Saatguternte übergehen könnten (eingesprenkelter Acker- in den Weidencharakter eines Gemüsegartens). Anbieten täte sich Lein (Linum usitatissimum) zwischen Möhren, Dill (Anethum graveolens) zwischen Roter Bete, Ringelblume (Calendula officinalis) zwischen Bohnen oder Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) zwischen Kohl…

 

Bohnen, Erbsen, Erdbeeren, Gurken, Kartoffeln, Paprika, Tomaten, Zucchini wie auch die zur eigenen Saatguterzeugung überwinternden Wurzelgemüse bereichern die Blütenpracht  der Gemüsebeete. Ein weiteres trägt das Drumherum eines Gemüsegartens bei: Stauden, Büsche, Sträucher, Hecken, Obstgehölze und Bäume. Es verfängt sich der Eindruck, als gäbe es im Unterschied zur heutigen Landwirtschaft ein Mehr an Blattgestalt, Blütenformen, Farbenpracht und auch Dufterlebnisse… 

 

Soweit die Betrachtungen zu den Hauptkulturen in einem Gemüsegarten; Betrachtungen zu Gründüngung, Mulch und Zwischenfrüchte werden folgen.

 

11/2016